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Besuch auf dem Schloss
Eine Partitur laut zu lesen
Ueli Zingg
Ueli
Zingg legt eine Partitur vor, die uns in ihrem Singsang verführt,
sich dem Schein des "So und nicht anders" hinzugeben - doch da ist
eine Sprache, die in ungefügigen Aphorismen unablässig zum Innehalten
auffordert. Im Grossen Saal auf dem Schloss weiss jeder alles und
keine wohin: Der Potentat, Judas der Auserwählte, der Fromme mit
den geschlossenen Augen, das Altkluge Kind, die Zungenfertige Frau,
der Gedankenleser mit dem Janusgesicht, die einen Schritt vor das
Volk tretende Frau, die Metze mit dem garstigen Lachen, der Enttäuschte
Philosoph, die Eine am Rande und der Alternde Narr. Die Gesellschaft
im Schloss ist eine geschlossene. Sie bringt ohne Unterlass das
Unbegreifliche auf den Begriff; spielt das Spiel vom gesellschaftlichen
Reden über das Gesicht der Macht, das Gehabe des Wissens, über die
Zuchtlosigkeit der Emotion. Es ist das Spiel der Sprache, die nicht
nur das meint, was sie sagt.
ISBN
3-905110-04-0
Edition Hartmann, 1995
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Partygeschwätz,
TV-Talk oder intellektuelle Ergüsse über Gott und die
Welt: In Ueli Zinggs "Besuch auf dem Schloss - Eine Partitur
laut zu lesen" erscheint das Leben als eine endlose Serie von
Gemeinplätzen, in deren Komik und Absurdität erst so etwas
wie Sinn aufblitzt.
Tagwacht
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